Du hast einen Kinderwunsch und möchtest in naher Zukunft schwanger werden? Du arbeitest bereits fleißig daran, bist aber bisher erfolglos geblieben? Das kann daran liegen, dass du dich im Irrglauben rund um das Thema Schwangerwerden befindest.

Schauen wir uns gemeinsam an, welche Mythen in unseren Köpfen verankert sind:

1. Frauen haben ein Mal im Monat einen Eisprung

Davon gehen die Meisten aus, da die Regelblutung mit dem Abgang eines unbefruchteten Eis gleichgesetzt wird. Diese kann jedoch auch ohne stattgefundenen Eisprung erfolgen. Während des Eisprungs löst sich das Ei aus dem Follikel. Der verbrauchte Follikel verändert sich in einen Gelbkörper. Der Gelbkörper setzt Progesteron frei. Findet keine Befruchtung statt, verfällt der Gelbkörper und das Progesteron wird nicht abgesondert. Dadurch stirbt die Gebärmutterschleimhaut ab und die Blutung setzt ein.

Hast du keinen Eisprung, entstehen weder Gelbkörper noch Progesteron. Da die Gebärmutterschleimhaut ohne das Progesteron nicht bestehen kann, löst sie sich ebenfalls ab und wird mit Blut ausgeschieden. Auf diese Weise findet eine periodenähnliche Blutung statt, die medizinisch gesehen keine ist.

Das kann immer mal vorkommen – zum Beispiel durch eine Erkältung, Blasenentzündung oder einen Magen-Darm-Infekt. Medikamente können den Zyklus ebenso durcheinander bringen. Sollte es keine erkennbare Ursache geben, kann dies mit entsprechenden Medikamenten behoben werden.

2. Der Eisprung erfolgt am 14. Tag des Zyklus

Der Zyklus der Frau ist selten regelmäßig und erfolgt somit nicht jeden Monat am gleichen Zyklustag. Stress, eine Reise oder Diät können unter anderem Auswirkungen auf deinen Hormonhaushalt haben. Laut einer Studie der Universität Leipzig haben 70 Prozent der Frauen ihre fruchtbare Zeit weit vor oder nach dem 14. Tag. Wer nicht schwanger werden möchte, muss das bedenken.

3. Den Eisprung kannst du am Mittelschmerz spüren

Zum einen treten die Schmerzen nicht nur exakt während des Eisprungs auf, sondern können bereits im Vorfeld und auch im Nachhinein noch vorhanden sein. Zum anderen können die Schmerzen genauso vom Dickdarm verursacht werden, da sie sich kaum von den zyklusbedingten Schmerzen unterscheiden.

4. Deine fruchtbaren Tage erkennst du an einer erhöhten Körpertemperatur

Die Temperatur ist ein bis zwei Tage nach dem Eisprung am höchsten. Am fruchtbarsten bist du hingegen an dem Tag, an dem deine Körpertemperatur ansteigt. Diese misst du anhand der Basaltemperatur-Methode. Am besten eignet sich dafür ein Thermometer, das auf zwei Nachkommastellen misst. Die Messung sollte nach dem Aufwachen (vor dem Aufstehen), immer zur gleichen Zeit und an derselben Stelle erfolgen – vorzugsweise vaginal.

Die Basaltemperatur-Methode kann mit der Billings-Methode kombiniert werden. Die Kombination aus den beiden Methoden nennt sich Symptothermale Methode. Das macht die Messung zwar sicherer, ist allerdings nicht so leicht wie es klingt: Dafür prüfst du zusätzlich die Konsistenz deines Vaginalschleims. Entnehme Schleim aus deinem Scheideneingang und ziehe ihn mit den Fingern lang. Wenn sich Fäden bilden, deutet das auf deine fruchtbare Phase hin.

5. Die Fruchtbarkeit lässt sich per Ovulationstest prüfen

Anhand des Teststreifens ist erkennbar, ob das Luteinisierungshormon (eisprungauslösendes Hormon) im Urin vorhanden ist. Das ist aber kein Indiz dafür, dass die Konzentration dessen auch hoch genug ist. Die braucht es für das Auslösen des Eisprungs. Außerdem ist die Konzentration nach der fruchtbaren Zeit am höchsten.

6. Nur der Arzt kann den Zeitpunkt des Eisprungs ermitteln

Inzwischen gibt es verschiedene Möglichkeiten wie Temperatur-Messgeräte, die nachts in der Scheide getragen oder und nur während der Periode herausgenommen werden. Es gibt auch Messgeräte, die am Arm oder als Ohrstöpsel getragen werden und die Hauttemperatur messen. Über die Software werden die Daten ausgewertet. Anhand dessen kann auch eine Prognose für die fruchtbaren Tage gestellt werden.

7. Wer zum richtigen Zeitpunkt Sex hat, wird schwanger

Wer seinen Zyklus kontrolliert, hat zwar eine erhöhte Chance, den Zeitpunkt abzupassen und schwanger zu werden. Das sind jedoch pro Zyklus nur wenige Prozentpunkte mehr.

8. Über- und untergewichtige Frauen sowie Leistungssportlerinnen haben keinen Eisprung

Bei Frauen mit Übergewicht bilden sich meist viele Eibläschen, von denen oft kein Ei heranreift. Untergewichtige Frauen und extreme Leistungssportlerinnen haben oft eisprunglose Zyklen. Das heißt aber in keinem der Fälle, dass es nicht auch anders sein kann.

9. Der richtige Zeitpunkt ist der Tag des Eisprungs

Tatsächlich kann es bereits zu spät sein, wenn du bis zum Tag deines Eisprungs wartest. Optimal ist es, wenn du zwei bis drei Tage davor mit deinem Partner schläfst. Die befruchtungsfähige Zeit einer Eizelle beträgt ungefähr zwölf bis vierundzwanzig Stunden. Da der genaue Zeitpunkt des Eisprungs nicht so einfach zu erkennen ist, bist du auf der sicheren Seite, wenn du kurz vorher Sex hast. Die Spermien halten sich während der fruchtbaren Zeit etwa fünf Tage im Körper der Frau.

10. Heiße Bäder sorgen für Unfruchtbarkeit beim Mann

Gereifte Spermien vertragen keine Hitze. Das heißt aber nicht, dass durch übermäßige Hitze keine gesunde Spermien produziert werden können. Es bezieht sich also ausschließlich auf die Zeit während ihr den Kinderwunsch verwirklichen wollt.

11. Täglicher Sex erhöht die Chance, schwanger zu werden

Der Zeitpunkt ist entscheidender, als die Häufigkeit. Du kannst noch so oft Sex haben – solange du dich nicht während deiner fruchtbaren Tage befindest, nützt dir das in dem Fall nichts. Es hat sogar einen Nachteil: Die Spermien verlieren an Qualität.

12. Eine jahrelange Pilleneinnahme führt nach dem Absetzen zu einer schnellen Schwangerschaft

Während der Pilleneinnahme wird dem Körper auf künstliche Weise vorgegaukelt, er sei schwanger. Aus diesem Grund findet kein Eisprung statt. Nach dem Absetzen braucht es seine Zeit, bis sich der Zyklus wieder einstellt. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es länger dauert, schwanger zu werden. Frauen, bei denen es kurz nach der Pilleneinnahme klappt, haben Glück.

13. Nach der Entbindung kann man nicht schwanger werden, bevor die Periode zum ersten Mal wieder eingesetzt hat

Da die fruchtbaren Tage vor der Periode stattfinden, ist es gar nicht anders möglich, als vorher schwanger werden zu können. Es ist lediglich fraglich, wann die Periode nach einer Geburt wieder einsetzt. Wer nicht gleich in die nächste Runde gehen möchte, muss an eine Verhütung denken.

14. Stillende Frauen können nicht schwanger werden

Während der Stillzeit wird die Hormonproduktion verhindert, die für die Eizellenreifung zuständig ist. Das ist allerdings nur der Fall, wenn das Kind sehr häufig an die Brust gelegt wird. Und dies trifft auch nie auf alle Frauen zu. Zudem soll es eine um zehn Prozent höhere Chance geben, sogar mit zweieiigen Zwillingen schwanger zu werden, während man stillt.

15. Andere Paare haben auf Anhieb Erfolg

So ist meist die eigene subjektive Wahrnehmung. Die Frage ist, ob jeder offen und ehrlich darüber spricht. In der Regel dauert es bei einem Drittel der Frauen über ein Jahr, bis es klappt. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft liegt pro Zyklus sogar nur bei ungefähr 25 Prozent.

16. Eine unerfüllte Schwangerschaft liegt meistens an der Frau

Sowohl Frauen, als auch Männer können unfruchtbar sein oder anderweitige Ursachen aufweisen, die das Schwangerwerden verhindern. In erster Linie dürft ihr euch nicht unter Druck setzen. Bei vielen Paaren klappt es unverhofft doch noch, wenn sie schon verzweifelt aufgegeben haben.

Geht es entspannt an und vertraut dem Lauf der Natur. Eine gesunde Lebensweise ist ebenfalls wichtig: Ernährung, körperliche Fitness, kein Tabak- und Alkoholkonsum stehen hier an erster Stelle. Stress ist ein zusätzlicher Knackpunkt. Findet ihr keine plausible Erklärung für die unerfüllte Schwangerschaft, könnt ihr euch beide ärztlich untersuchen lassen.

Fazit

Wie du siehst, kursieren eine ganze Reihe Schwangerschaftsmythen in der Welt herum. Wir sollten uns aneignen, uns erst zu informieren, bevor wir Gehörtes munter weiter plappern. Das würde auch dabei helfen, dass Gerüchte gar nicht erst entstehen oder sich verbreiten. Und nun viel Erfolg bei der Anwendung deines neu erlernten Wissens!

Herzliche Grüße, Silke
(Kinderarzthelferin)

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